Prof.
Dr. Kemal Arı, Bornova
und die Auswanderung aus dem Balkan: Einige Beobachtungen zur Wirkung
der Auswanderung auf die städtische Identität, Bornova Belediyesi
Kültür ve Sosyal İşler Müdürlüğü, Bornova Kent Arşivi ve
Müzesi, İzmir Nisan 2014, 137 Sayfa, ISBN: 978-605-87537-5-4
Halil
Fehmi Dağ
Kiel,
Dezember 2017
Eines
der wichtigsten Bedingungen, um eine Nation zu sein, ist, dass man
die eigene Geschichte kennt und anerkennt. Kennt eine Gesellschaft
ihre Historie nicht gut, so kann sie externen Angriffen nichts
entgegensetzen. Dies führt schließlich zur Auflösung der
gesellschaftlichen Struktur und der politischen Geschlossenheit.
Sobald die Gesellschaft sich von der eigenen Kultur entfremdet, ist
der Beginn des Prozesses der Vernichtung unumgänglich. Hat eine
Nation keine guten und richtigen Kenntnisse über ihre Geschichte, so
ist sie in ihrer nationalen Macht geschwächt und wird zum Zielobjekt
für andere Staaten. Mit einem Satz: ein Verfall einer Nation, die
sich von ihrer eigenen Kultur entfremdet, ist unvermeidlich. Im
Zeitalter der Globalisierung ist es das Ziel des Imperialismus,
kapitalistische Städte und Individuen zu schaffen. Der Prozess der
Globalisierung zeigte, unter welch einer Bedrohung Nationalstaaten
stehen.
Die
hieraus entstehenden zwei Fragen gut zu verstehen, ist sehr wichtig.
Die
erste Frage ist: Kennen
wir die Vergangenheit, Geschichte und die in der Vergangenheit
erlebten Miseren der Städte, in denen wir leben?
Und
die zweite Frage lautet: Erahnen
die Türken, mit welchen Gefahren sie konfrontiert werden, wenn sie
die türkische Geschichte in Vergessenheit geraten lassen?
Während
die Völker von ihren eigentlichen Kulturen entfernt und entfremdet
werden, wird eine in Kultur, Sprache und im sozialen sowie
gesellschaftlichen Leben monotone Person geschaffen. In den Nationen
kommen Individuen hervor, die sich von anderen Kulturen beeinflussen
lassen. Die Familienstruktur verändert sich; die Gesellschaft
entfernt sich von ihren eigenen Werten. Über Sozialen Medien und
andere auditive, visuelle und schriftliche Kommunikationsmechanismen
werden vorsätzlich bereitgestellte und verunstaltete Programme
angeboten. Diese haben sich zu einer gefährlichen Waffe entwickelt.
Auf diese Weise werden Generationen ins Leben gerufen, die ihrer
Geschichte entfremdet und in ihrem Lese- und Forschungsdurst, also in
ihrem Wissensdurst beeinträchtigt werden. Diese Generationen werden
zu Individuen erzogen, die vom Kapitalismus kontrolliert werden und
nach Wunsch des Kapitalismus agieren. Um in diesem schlechten System
als Gesellschaft Bestand haben zu können, ist der wichtigste Faktor,
die Geschichte gut zu kennen. Und sowohl dafür als auch um dem in
Zukunft alle Gesellschaften zu beherrschen versuchenden Kapitalismus Vertriebene
nach Anatolien aussiedeln. Ihre dramatischen Geschichten,
beispielsweise durch internationale Abkommen wie den
Bevölkerungsaustausch und die daraus resultierenden
Auswanderungsbewegungen finden Ausdruck in diesem Werk. Schaut man
sich die Auswanderungsgeschichte Bornovas an, so spielt diese eine
große Rolle für ihre städtische Identität. In diesem Buch werden
wir Zeuge der auf Auswanderung
und Bevölkerungsaustausch
basierenden geschichtlichen Entwicklung Bornovas.
Die
Überschriften des aus fünf Kapiteln bestehenden Buches lauten wie
folgt: “Der
allgemeine Prozess”,
“Und Bornova”,
“Und
Bevölkerungsaustausch”,
“Die
Zeit danach”,
“Bornova,
die Einwanderer und die Probleme in der Anpassung”.
Im
ersten Kapitel, “dem
allgemeinen Prozess”,
werden dem Leser Kenntnisse über die geschichtliche Entwicklung der
Auswanderung vermittelt (S.15-37). Mit der Auflösung des Osmanischen
Reiches, nach territorialen Verlusten begann eine Auswanderung der
muslimischen Türken aus den verlorenen Gebieten zurück zum
Vaterland. Wir erkennen, dass diese Auswanderungsgeschichte sich bis
zur 1683 erlebten Niederlage in Wien ausstreckt. Die Französische
Revolution und gleich danach die Industrielle Revolution führten zu
Volksaufständen und beschleunigten die Entstehungen nationaler
Identitäten. Mit der Auflösung der Kaiserreiche und der
zurückbleibenden Bevölkerung auf den verlorenen Gebieten, begann
die Auswanderung in die nahestehenden zugehörigen Gebiete. Neben dem
Verlassen des Balkangebiets wird in diesem Kapitel auch die
Auswanderung der Türken aus Anatolien in das Balkangebiet
festgehalten, beispielsweise mit den Flößen von Prinz Süleyman im
Jahre 1352. Damit beginnt eine Verbreitung der muslimisch-türkischen
Bevölkerung im Balkan. Diese Auswanderungswelle nahm mit weiteren
Eroberungen im Balkangebiet zu. Damit verbunden beginnt außerdem
beginnt auch die Verbreitung des Islam im Balkan.
Aber
wir sehen, dass sich das Blatt zu Beginn des 19. Jahrhunderts
wendete. Der im Balkan zunehmende Nationalismus und die nationalen
Aufstände bewegten die muslimische und türkische Bevölkerung
leider erneut zu einer Auswanderung. Die Französische Revolution
1789 führte zur Entstehung des Freiheits- und
Unabhängigkeitsgedanken auf Osmanischen Territorien. Der zweite
wichtige Faktor ist die Industrielle Revolution in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Diese Entwicklungen waren ausschlaggebend bei
der Konstruktion der Kaiserreiche und der Verschiebung der Grenzen.
Die Volksaufstände verhärteten sich mit der Idee der nationalen
Identität. Da die Kaiserreiche ihre traditionellen Konstruktionen
nicht schützen konnten, begannen territoriale Verluste und die
Grenzen wurden kleiner gezogen. Aus den verlorenen Gebieten begann
die Auswanderung in die übrig gebliebenen Gebiete.
Zu
Zeiten der Auswanderungswellen kam es aus verschiedenen Gründen auch
zu Todesfällen und Gemetzel. Die
Auswanderung und der Bevölkerungsaustausch
entwickelten sich für die betroffenen Menschen zu einer Tragödie.
Die
Auswanderungen, die die Türkei am meisten beschäftigt haben,
begannen nach der Griechischen Revolution 1820, als die in diesem
Gebiet lebenden Türken mit Schiffen in die Türkei gebracht wurden.
Nach Ereignissen auf Kreta wurden auch die Kreta-Türken in die
Türkei gebracht. Die größte Auswanderungswelle wiederum sehen wir
im sich zu zerteilen beginnenden Balkangebiet und den dortigen
Kriegen zwischen den Nationen. Danach stieg die Anzahl der
Auswanderer an. Diese Auswanderungen ereigneten sich während des
Krieges des Osmanischen Reiches gegen Russland 1877-1878, mit dem
griechisch-osmanischen Krieg 1897, den Balkriegen 1912-1913 und dem
Bevölkerungsaustausch zwischen den Türken und Griechen nach 1923.
Durch die
Auswanderung und den Bevölkerungsaustausch,
die sich zum gemeinsamen Leid entwickelte, wurden Menschen aus ihren
Wurzeln gerissen und in unbekannte Gebiete geschleudert.
In
dem Buch werden auch die durch Auswanderung
und Bevölkerungsaustausch
nach Bornova gekommenen Migranten und deren Einfluss auf das
gesellschaftliche Bild der Stadt eingegangen. Aber während dies
gemacht wird, werden viele Einzelheiten aufgeführt, die den
Bevölkerungsaustausch betreffen, denn dieser ist ein hochgradiger
Punkt beim Thema Emigration und in dieser lebenden Menschen. Zunächst
aus Kreta und seinen Städten Chenia, Iraklio, Rethymno, folgten aus
Serbien und danach aus Bulgarien, Montenegro, Albanien, Jugoslawien
und Rumänien Auswanderungen nach Bornova.
Das
zweite Kapitel trägt den Namen “Und
Bornova”.
In diesem Teil geht es um die Geschichte, Geographie und Demographie
sowie deren Verteilung in Bornova (S.37-49). Ein Blick auf den Anteil
der Bevölkerungsgruppen in Bornova verdeutlicht, dass dort neben der
türkischen Bevölkerung die orthodox-griechische Bevölkerung, eine
kleine armenische Gruppe sowie Levantiner leben.
Bornova
ist im geschichtlichen Wandel ein Ort, der von vielen Auswanderungen
betroffen war. Hebräer, Auswanderer aus Griechenland und seinen
Inseln, Serbien, Bulgarien und Rumänien suchten in dieser Stadt
Zuflucht. Durch zuständige Kommissionen, die hierfür gegründet
wurden, wurden die Nomaden in bestimmte Orte und Dörfer in Bornova
verteilt. In Çiçekköy wurden zum Beispiel die Bosnier und vom
Zentrum Bornovas in Richtung Bayraklı wurden in unterschiedlichen
Orten die ursprünglichen Bewohner Kretas, Bosniens und Albaniens
untergebracht. Nach diesen Unterbringungen kam es zum kulturellen
Austausch zwischen den Nomaden sowie den Einheimischen, sodass eine
reichhaltige Kultur entstand. Durch das Gemisch der unterschiedlichen
Kulturen wurde die vorhandene Kultur Bornovas noch reicher.
Außerdem
kann diesem Kapitel auch das Gemetzel am einheimischen Volk sowie
deren Probleme und Nöte nach der griechischen Besetzung Izmirs am
15. Mai bis zur Befreiung am 4. September 1922 entnommen werden. Mit
der Besatzung Izmirs wurde großer Druck auf die dort lebenden
Muslime ausgeübt. Dadurch wurden sie zur Aussiedlung gezwungen. Ziel
war, dass Izmir und seine Umgebung frei von Muslimen war und dort
mehrheitlich Orthodoxen lebten.
Die
Auswanderung und der Bevölkerungsaustausch
haben sich nicht nur auf Bornova negativ ausgewirkt. Die Nomaden und
Auswanderer wurden in viele türkische Provinzen aufgeteilt. Vor
allem Adana, Edirne, Balıkesir, İstanbul, Bursa, Tekirdağ,
Kırklareli, İzmir, Kocaeli, Manisa, Çanakkale, Mersin und Samsun
sind die Städte, in denen die meisten Nomaden und Auswanderer
untergebracht wurden. Alle Städte, in die die Nomaden und
Auswanderer verteilt wurden, haben dieselben Bredouillen und Probleme
durchgemacht wie Bornova.
In
dem dritten Teil
“Und
Bevölkerungsaustausch”
geht es um das durch Auswanderung zurückgelassene Eigentum und was
damit geschah (S.49-83). Aufgrund der plötzlichen Auswanderung
mussten die Betroffenen leider ihre angebauten Felder, ihre Tiere,
ihre Häuser und ähnliche Grundbesitze zurücklassen. Da dieses Hab
und Gut nicht kontrolliert werden konnte, war es Plünderungen
ausgesetzt. Die Erträge der Ernte, die sich auf den Feldern befand,
konnte nicht erwirtschaftet werden.
Solche
und ähnliche Probleme wurden vom Finanzwesen vertreten. Einer der
zuständigen für das Finanzwesen, Hasan Fehmi, gründete
beispielsweise die Kommission
Emval-i Metruke,
um die von den Griechen zurückgelassenen Häuser registrieren zu
lassen. Diese Kommission plante, alles an Hab und Gut, was die
Griechen zurückgelassen hatten, zu protokollieren. Aber aufgrund der
schwierigen Bedingungen, die zu dieser Zeit herrschten, konnte dieser
Vorgang leider nicht sorgfältig ausgeführt werden.
In
dem Kapitel “Und
Bevölkerungsaustausch”
wird dem Leser mit Belegsquellen aufgelistet, aus welchen Ländern
und Städten wie viele Menschen während der
Auswanderung und des Bevölkerungsaustausches
nach Bornova gekommen sind und in welchen Dörfern diese
untergebracht wurden. Während dieser Auswanderungswelle tragen die
aus Kreta, über Bevölkerungsaustausch aus ganz Griechenland und
dann aus Bulgarien und Jugoslawien kommenden Auswanderungen am
meisten zu Veränderungen der Kultur und Identität der Stadt bei.
Wenn man sich die vom Bevölkerungsaustausch betroffenen Griechen
anschaut, so waren das ca. eine Million Menschen aus Anatolien und
Westthrakien, die die Türkei verlassen mussten und Zuflucht in
Griechenland gesucht haben.
Das
vierte Kapitel “Die
Zeit danach“
beinhaltet kurze Interviews mit Halit
Atay, Niyazi Şanlı und vielen weiteren Auswanderern, die aufgrund
der Emigration nach Bornova gezogen sind (S. 83-97). Im Grunde wurden
diese kurzen Interviews im gesamten Buch verteilt. Durch Interviews
mit Zeitzeugen und Fotos aus dieser Zeit, nehmen wir Anteil an dem
ihnen widerfahrenen Schicksal. Es wird erfasst, welche Berufe die
Auswanderer in Bornova ausgeübt haben, ihre Bemühungen, die eigene
Kultur dort weiter auszuleben, ihre Anpassungsversuche an die
Kulturen vor Ort und die damit verbundenen Schwierigkeiten. Im Dorf
Çiçekli
köy
wurden größtenteils Bosnier und im Dorf Çamdibi
vor allem Makedonier und auch Bosnier untergebracht. Wir erfahren,
dass überall, wo diese Menschen untergebracht wurden, sie auch Teile
ihrer eigenen Kultur einbringen konnten. Die aus verschiedenen Orten
und Kulturen kommenden Auswanderer ermöglichten aufgrund ihres
Wissens und ihrer Geschicklichkeit, u.a. beim Essen, Kleiden und
Ernten, einen kulturellen Austausch und bereicherten in jedem Fall
die Kultur Bornovas.
Die
Auswanderung und der Bevölkerungsaustausch
haben verursacht, dass Millionen Menschen aus ihrer gewohnten
Umgebung gerissen und in unbekannte Schwierigkeiten getrieben wurden.
Die Auswanderer, die in verschiedenen Städten untergebracht wurden,
wurden mit der Zeit zu einer Bereicherung für diese Orte. Diese Zeit
war dennoch nicht einfach und brachte viele Schwierigkeiten.
Im
fünften Teil “Bornova,
Auswanderer und Probleme bei der Anpassung”
wird das Integrationsproblem der Auswanderer untersucht (S.97-121).
Wir erkennen, dass in Bornova als eine Stadt, die in verschiedenen
Phasen als Zufluchtsort für Auswanderer diente, ein intensiver
kultureller Austausch stattgefunden hat und dass dieser Bornova
bereichert hat. Aus welcher Perspektive auch immer das Thema
Emigration betrachtet wird, sie wirkt eigentlich wie ein Bündel an
Problemen. Beispielsweise mussten zu Beginn viele Auswanderer
aufgrund ihrer finanziellen Notlage mit ihren Geschwistern oder
Nahverwandten gemeinsam in einer gemieteten Wohnung wohnen. Die
Bevölkerung Bornovas begegnete den Auswanderergruppen stets mit
Sympathien. Sie organisierten sogar Hilfskampagnen. Das Volk zeigte
ein gutes Beispiel an Solidarität. Trotzdessen sehen wir, dass
manche Auswanderergruppen sich sowohl untereinander als auch
gegenüber der einheimischen Bevölkerung nicht sofort einleben
konnten. Der Gedanke an das Heiraten einer Frau aus einer anderen
Gruppe, das Entstehen einer guten nachbarschaftlichen Beziehung und
Missverständnisse, die manchmal auch aufgrund der Sprache entstanden
führten, erschwerten deren Integration.
Die
Anpassung jeder Auswanderergruppe zeigte je nach Ort unterschiedliche
Besonderheiten auf. Die
Auswanderung und der Bevölkerungsaustausch
hatten sowieso eine harte finanzielle Auswirkung auf die Betroffenen.
Egal aus welchem Grund, eine Auswanderung war stets mit großen
finanziellen Verlusten verbunden. Die Betroffenen hatten
Schwierigkeiten bei der Berufsfindung und dabei, ihren
Lebensunterhalt zu verdienen, um das Leben, für das sie Häuser,
Grundstücke, Tiere zurückgelassen hatten und ausgewandert waren,
aufrecht zu erhalten.
Prof. Dr. Kemal Arı beabsichtigt mit dieser
Arbeit eine Phase, die sich vom Osmanischen Reich bis zur Türkischen
Republik streckt, anhand einer Stadt wie Bornova, die eine wichtige
historische Identität besitzt, mit ihren Grundlinien anzugehen und
die Wirkung der Emigration auf die städtische Identität vor Augen
zu führen.
Überlegen
Sie mal, dass eines Tages Menschen mit Krawatte kommen, die gar
nichts mit ihnen zu tun haben und Sie zu einer Aussiedlung aus dem
Ort zwingen, in dem sie geboren sind und leben. Die Entscheidung
eines Bevölkerungsaustausches beispielsweise, die in Lausanne
getroffen wurde, führte dazu, dass zwei Millionen Menschen zwischen
zwei Staaten ihre Wohnorte tauschen mussten.
Können
Sie sich vorstellen, wie groß das Problem war und wie viele Menschen
grundlos benachteiligt wurden?
Die
erlebten Nöte, Schmerzen, Todesfälle, Trennungen, ein Kampf um das
Leben, verschollene Familienmitglieder, auseinandergerissene Familien
und die Zweifel über das Land, in das Sie ziehen müssen. Die
Auswanderung und der Bevölkerungsaustausch sind
ein Kampf gegen die plötzlich eintreffende Änderung im Leben und
das Fortbestehen in einem Neuland.
Im
Allgemeinen möchte Prof. Dr. Kemal Arı durch Zeitzeugen, Fotos und
Belegsquellen dem Leser dieses Buches die Ansiedlungs- und
Gewöhnungsphasen der Muslime, die während der
Auswanderung und des Bevölkerungsaustausches nach
Bornova gekommen sind, die anschließende Fusion der Kulturen, die
auftretenden Integrationsprobleme sowie allgemeine Themen und damit
verbundene Probleme darlegen. Fast jeder Ort, an dem wir leben und
jede Spanne Erde ist verbunden mit Schmerzen, Problemen und Helden,
die man nicht vergessen sollte. Diese Städte werden existieren
solange sie an ihrer Vergangenheit festhalten können. Und um diese
Städte aufrechtzuerhalten, braucht man Generationen, die ihre
Geschichte kennen und dafür eintreten.
Ich
möchte hier eine bedeutsame Aussage von Prof. Dr. Kemal Arı
aufführen “Geschichtswissenschaft ist die Aufgabe eines
Historikers”. Daraus wird deutlich, dass Geschichtswissenschaft
nicht bedeutet, dass man sich von globalen und wissenschaftlichen
Angaben entfernt und statt Lösungen zu finden, Probleme schafft.
Geschichtswissenschaft ist keine Wissenschaft, in der diejenigen, die
sich nicht mit der Geschichte auskennen, etwas erfinden und angeben
können. Geschichtswissenschaft ist erst recht nichts, was Politiker
nach eigenen Interessen gestalten, biegen und realitätsfern
darstellen können. Geschichtswissenschaft ist keine Wissenschaft, um
Gesellschaften von ihrer Geschichte zu entarten und Bevölkerungen zu
spalten. Man sollte nicht jeden respektieren, der behauptet, ein
Historiker zu sein, falsche Behauptungen aufstellt und Gesellschaften
verwirrt. Die Geschichtswissenschaft ist ein seriöser Bereich und
hat vom Historiker gelernt zu werden.
Halil
Fehmi Dağ
Kiel,
Dezember 2017
Für die Übersetzung ins Deutsche, danken wir Frau Dilek Yazgan.